Pathologien
Was gibt es für Krankheiten am Kehlkopf?

Was gibt es für Krankheiten am Kehlkopf?

Der Kehlkopf ist ein komplexes Organ, das eine zentrale Rolle in Ihrem täglichen Leben spielt. Als Verbindungsstück zwischen Rachen und Luftröhre erfüllt er mehrere lebenswichtige Funktionen: Er ermöglicht Ihnen das Atmen, schützt Ihre Atemwege beim Schlucken und ist der Entstehungsort Ihrer Stimme. Verschiedene Knorpelstrukturen, Muskeln und Schleimhäute arbeiten dabei präzise zusammen, um diese komplexen Aufgaben zu erfüllen.

Wenn Erkrankungen den Kehlkopf betreffen, können sie erhebliche Auswirkungen auf Ihre Lebensqualität haben. Von harmlosen Entzündungen bis hin zu schwerwiegenden Tumoren gibt es ein breites Spektrum an Kehlkopfkrankheiten, die unterschiedliche Ursachen und Behandlungsansätze erfordern. Eine frühzeitige Erkennung und professionelle Behandlung sind entscheidend, um langfristige Schäden zu vermeiden und Ihre Gesundheit zu erhalten.

Entzündliche Erkrankungen des Kehlkopfs

Entzündliche Erkrankungen des Kehlkopfs gehören zu den häufigsten Problemen, die Sie betreffen können. Die akute Laryngitis entsteht meist durch Virusinfektionen und äußert sich durch charakteristische Symptome wie Heiserkeit, rauen Husten und ein Kratzen im Hals. Bakterielle Superinfektionen können den Verlauf komplizieren und erfordern dann eine gezielte Antibiotikabehandlung.

Die chronische Laryngitis entwickelt sich hingegen durch längerfristige Belastungen wie Rauchen, Alkoholkonsum oder berufliche Stimmüberlastung. Allergische Reaktionen auf Umweltschadstoffe oder Nahrungsmittel können ebenfalls zu anhaltenden Entzündungen führen. Die Behandlung reicht von Stimmschonung und Inhalationen bis hin zu medikamentösen Therapien, je nach Schweregrad und Ursache.

Hauptsymptome entzündlicher Kehlkopferkrankungen:

  • Heiserkeit bis hin zum völligen Stimmverlust
  • Bellender, trockener Husten
  • Halsschmerzen und Schluckbeschwerden
  • Fremdkörpergefühl im Hals
  • Räusperzwang und vermehrte Schleimproduktion

Behandlungsansätze bei Kehlkopfentzündungen:

  • Stimmschonung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr
  • Warme Inhalationen mit Kamille oder Salzlösung
  • Antibiotische Therapie bei bakteriellen Infektionen
  • Kortikosteroide bei schweren Schwellungen
  • Behandlung der Grunderkrankung bei chronischen Formen

Pseudokrupp und Epiglottitis bei Kindern

Pseudokrupp, medizinisch als Laryngitis subglottica bezeichnet, ist eine spezielle Form der Kehlkopfentzündung, die vorwiegend Säuglinge und Kleinkinder betrifft. Diese Erkrankung zeigt sich durch den charakteristischen bellenden Husten, der meist nachts auftritt und von inspiratorischem Stridor begleitet wird. Die Schleimhaut unterhalb der Stimmlippen schwillt dabei an und verengt die Atemwege, was zu der typischen Atemnot führt.

Die Epiglottitis stellt eine seltene, aber lebensbedrohliche Entzündung des Kehldeckels dar, die durch bakterielle Infektionen wie Haemophilus influenzae verursacht wird. Anders als beim Pseudokrupp entwickelt sich hier eine massive Schwellung des Kehldeckels, die innerhalb weniger Stunden zu einem kompletten Atemwegsverschluss führen kann. Bei beiden Erkrankungen ist eine sofortige medizinische Versorgung erforderlich, wobei die Epiglottitis einen absoluten Notfall darstellt und eine Notfallintubation notwendig machen kann.

Gutartige Wucherungen und Veränderungen

Gutartige Wucherungen am Kehlkopf entstehen häufig durch mechanische Belastung und Überbeanspruchung der Stimmlippen. Stimmknötchen, auch Sängerknötchen genannt, entwickeln sich typischerweise bei Menschen, die ihre Stimme beruflich stark beanspruchen oder falsche Sprechtechniken anwenden. Diese fibrösen Verdickungen bilden sich meist symmetrisch auf beiden Stimmlippen und führen zu anhaltender Heiserkeit und Stimmermüdung. Polypen hingegen sind meist einseitige, gestielte Wucherungen, die durch akute Stimmüberlastung, Rauchen oder gastroösophagealen Reflux entstehen können.

Das Reinke-Ödem stellt eine besondere Form der gutartigen Veränderung dar, bei der sich Flüssigkeit in der Reinke-Schicht der Stimmlippen ansammelt. Diese Schwellung führt zu einer charakteristischen tiefen, rauen Stimme und betrifft besonders häufig Raucherinnen. Zysten können sich ebenfalls an den Stimmlippen bilden und äußern sich durch ähnliche Symptome wie Knötchen und Polypen. Die Behandlung reicht von logopädischer Stimmtherapie über medikamentöse Ansätze bis hin zu mikrochirurgischen Eingriffen mit dem CO2-Laser, wobei die Wahl der Therapie von der Art und Ausprägung der Veränderung abhängt.

Larynxpapillomatose durch Viren

Die Larynxpapillomatose ist eine durch Humane Papillomviren (HPV) der Typen 6 und 11 verursachte Erkrankung, die sich durch warzenähnliche Wucherungen an den Stimmlippen und anderen Kehlkopfstrukturen auszeichnet. Diese beetrenartigen Gebilde neigen zur Wiederkehr und können sich schnell ausbreiten, was zu progredientem Stimmverlust und in schweren Fällen sogar zu Atembeschwerden führt. Die Erkrankung kann sowohl Erwachsene als auch Kinder betreffen, wobei die kindliche Form oft aggressiver verläuft und häufigere Behandlungen erfordert.

Die Therapie der Larynxpapillomatose gestaltet sich aufgrund der Rezidivneigung besonders herausfordernd. Standardbehandlung ist die endoskopische Entfernung der Papillome mittels CO2-Laser oder Mikrodebrider, wobei größte Vorsicht geboten ist, um keine Narben zu erzeugen. Zusätzlich können antivirale Medikamente wie Cidofovir oder Interferon zur Rezidivprophylaxe eingesetzt werden. Regelmäßige Nachkontrollen sind essentiell, da die Papillome jederzeit wieder auftreten können und eine kontinuierliche Überwachung der Atemwege gewährleistet werden muss.

Stimmbandlähmungen und Bewegungsstörungen

Stimmbandlähmungen entstehen durch Schädigungen des Nervus recurrens, der die Bewegungsmuskulatur des Kehlkopfs versorgt. Diese Nervenschädigungen können verschiedene Ursachen haben, darunter Schilddrüsenoperationen, Tumorerkrankungen im Halsbereich, Virusinfektionen oder neurologische Erkrankungen. Bei der einseitigen Stimmbandlähmung bleibt eine Stimmlippe in Seitenlage fixiert, wodurch beim Sprechen ein Luftspalt zwischen den Stimmlippen entsteht. Dies führt zu einer charakteristisch behauchten, schwachen Stimme und kann Schluckbeschwerden sowie einen ineffektiven Husten zur Folge haben.

Die beidseitige Stimmbandlähmung stellt eine seltene, aber ernsthafte Komplikation dar, bei der beide Stimmlippen in Mittellage fixiert sind. Während die Stimmqualität oft erstaunlich gut erhalten bleibt, leiden die Betroffenen unter ausgeprägter Atemnot, besonders bei körperlicher Anstrengung. Therapeutische Ansätze reichen von logopädischer Stimmtherapie über Stimmlippenaugmentation mit Hyaluronsäure oder Kollagen bis hin zu chirurgischen Verfahren wie der Thyroplastik oder Arytenoidpexie. Die Wahl der Behandlung hängt vom Ausmaß der Lähmung, dem Zeitpunkt der Diagnose und den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab.

Kehlkopfkrebs und bösartige Tumoren

Kehlkopfkrebs ist eine ernsthafte maligne Erkrankung, die sich meist über Jahre hinweg entwickelt und häufig erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert wird. Die Hauptrisikofaktoren sind langjähriger Nikotinkonsum und übermäßiger Alkoholgenuss, wobei sich diese beiden Faktoren in ihrer schädlichen Wirkung potenzieren. Männer über 50 Jahre sind statistisch häufiger betroffen, doch auch bei Frauen steigt die Inzidenz aufgrund veränderten Rauchverhaltens kontinuierlich an.

Die Früherkennung von Kehlkopfkrebs ist entscheidend für die Prognose und Behandlungsmöglichkeiten. Moderne Tumorzentren setzen auf interdisziplinäre Behandlungskonzepte, bei denen HNO-Chirurgen, Onkologen, Strahlentherapeuten und Logopäden eng zusammenarbeiten. Die Therapieplanung erfolgt individuell nach Tumorstadium, Lokalisation und Patientenwünschen, wobei der Erhalt der Stimm- und Schluckfunktion zunehmend in den Fokus rückt.

Frühe Warnsignale bei Kehlkopfkrebs:

  • Anhaltende Heiserkeit über mehr als drei Wochen
  • Schluckbeschwerden und Fremdkörpergefühl
  • Chronische Halsschmerzen ohne erkennbare Ursache
  • Blutiger Auswurf oder Blutspuren im Speichel
  • Ungewollter Gewichtsverlust und Lymphknotenschwellungen am Hals

Behandlungsoptionen maligner Kehlkopftumoren:

  • Mikrochirurgische Laserresektion bei frühen Stadien
  • Teilresektion des Kehlkopfs mit Funktionserhalt
  • Totale Laryngektomie bei ausgedehnten Tumoren
  • Kombinierte Radio-Chemotherapie als organerhaltende Alternative
  • Immuntherapie und zielgerichtete Therapien bei fortgeschrittenen Fällen

Angeborene Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen

Angeborene Kehlkopffehlbildungen manifestieren sich meist bereits unmittelbar nach der Geburt durch charakteristische Atemgeräusche oder Trinkschwierigkeiten. Die Laryngomalazie, auch als „weicher Kehlkopf“ bezeichnet, ist die häufigste angeborene Ursache für einen inspiratorischen Stridor bei Neugeborenen. Hierbei sind die Knorpelstrukturen des Kehlkopfs noch nicht ausreichend versteift, wodurch sie bei der Einatmung kollabieren und die typischen pfeifenden Atemgeräusche verursachen. In den meisten Fällen festigt sich der Knorpel innerhalb der ersten beiden Lebensjahre von selbst.

Seltene, aber schwerwiegendere Fehlbildungen umfassen Larynxzysten, Kehlkopfmembranen und Larynxatresien, die bereits in den ersten Lebenstagen lebensbedrohliche Atemnotfälle auslösen können. Diese Anomalien entstehen durch Störungen in der embryonalen Entwicklung zwischen der 6. und 10. Schwangerschaftswoche und erfordern oft eine sofortige chirurgische Intervention. Die Behandlung erfolgt stadiengerecht, wobei minimal-invasive endoskopische Verfahren bevorzugt werden, um die noch wachsenden Strukturen zu schonen und die normale Entwicklung von Atmung und Stimme zu gewährleisten.

Diagnose und moderne Untersuchungsmethoden

Die moderne Kehlkopfdiagnostik basiert auf hochauflösenden endoskopischen Verfahren, die eine präzise Beurteilung der Kehlkopfstrukturen ermöglichen. Die flexible Laryngoskopie wird ambulant durchgeführt und gibt einen ersten Überblick über die Kehlkopfanatomie und -funktion. Für detailliertere Untersuchungen kommt die Lupenlaryngoskopie zum Einsatz, bei der das Kehlkopfinnere unter Vollnarkose mit speziellen Optiken und Mikroskopen untersucht werden kann. Diese Methode ermöglicht nicht nur die genaue Diagnostik, sondern auch die gleichzeitige Gewebeentnahme für histopathologische Untersuchungen.

Die Stroboskopie revolutionierte die Stimmdiagnostik, indem sie die Schwingungen der Stimmlippen in Zeitlupe sichtbar macht und subtile Funktionsstörungen aufdeckt. Ergänzend werden bildgebende Verfahren wie Computertomographie und Magnetresonanztomographie eingesetzt, um die Ausdehnung von Veränderungen und deren Beziehung zu benachbarten Strukturen zu beurteilen. Diese Kombination aus direkter Visualisierung und bildgebender Diagnostik ermöglicht eine präzise Therapieplanung und verbessert die Behandlungsergebnisse erheblich.

Prävention und Schutz der Kehlkopfgesundheit

Die Gesundheit Ihres Kehlkopfs liegt maßgeblich in Ihren eigenen Händen und lässt sich durch bewusste Lebensführung und präventive Maßnahmen nachhaltig schützen. Der Verzicht auf Rauchen stellt dabei die wichtigste Einzelmaßnahme dar, da Tabakrauch die empfindlichen Schleimhäute des Kehlkopfs kontinuierlich schädigt und das Risiko für verschiedene Erkrankungen exponentiell erhöht. Gleichzeitig sollten Sie übermäßigen Alkoholkonsum vermeiden und auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, da gut befeuchtete Schleimhäute widerstandsfähiger gegen Irritationen sind. Die richtige Stimmhygiene umfasst das Vermeiden von Flüstern und Schreien, regelmäßige Stimmpausen bei beruflicher Sprechbelastung und die Anwendung korrekter Atemtechniken.

Umweltfaktoren spielen eine entscheidende Rolle für die Kehlkopfgesundheit, weshalb Sie sich vor Luftschadstoffen, Staub und chemischen Dämpfen schützen sollten. In trockenen Räumen empfiehlt sich die Verwendung von Luftbefeuchtern, während bei beruflicher Exposition Atemschutzmasken unerlässlich sind. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim HNO-Arzt ermöglichen die frühzeitige Erkennung von Veränderungen, lange bevor sich ernsthafte Probleme entwickeln. Besonders Menschen mit beruflicher Stimmbelastung wie Lehrer, Sänger oder Callcenter-Mitarbeiter profitieren von professioneller Stimmschulung und gezielten Entspannungsübungen, um ihre Stimme langfristig gesund zu erhalten.